Ifo-Chef Sinn befürchtet neues Aufflackern der Euro-Krise

Der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, zu Gast im Club Wirtschaftspresse München

Am 14. Oktober war Professor Hans-Werner Sinn zu Gast im Club. Der renommierte Nationalökonom und Präsident des Ifo-Instituts befürchtet ein erneutes Aufflackern der Euro-Krise. Anleger hätten allein im August und September Kapital im Volumen von 67 Milliarden Euro aus Italien abgezogen, wie Berechnungen des Ifo-Instituts ergeben hätten. Das deute auf eine wieder ansteigende Nervosität an den Kapitalmärkten. Sinn sagte aber keinen großen Knall voraus, sondern ein langsames Siechtum im Euro-Raum. Dem Frust der deutschen Anleger über die Nullzinspolitik und ihre schleichende Enteignung stehe die Austeritäts-Müdigkeit der Krisenländer des Euro gegenüber. Wenn in etwa 15 Jahren in Deutschland die Bayboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge, in Rente gingen, wenn Sozialversicherung und private Lebensversicherungen zahlen müssten, erst dann werde es „eng im Staat“.

Die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Rettung der Anleger auf Kosten der Steuerzahler überzog Sinn ein weiteres Mal mit scharfer Kritik: „Die Kollektivierung der Haftung haben wir heute schon. Zu Eurobonds ist es nur noch ein gradueller Unterschied“.

Sinn, der dem Ifo-Institut noch anderthalb Jahre vorstehen wird, sieht die Lösung in einer Schuldenkonferenz mit Schuldenerlass für die Südländer und in einer offenen Währungsunion mit Austrittsmöglichkeit zur Wiedererlangung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit.

Gehör für diese Thesen, die in Berlin überwiegend auf taube Ohren stoßen, verschafft sich Sinn vor allem über die Presse. Natürlich habe der Erfolg seines Wissenschaftlerkollegen Bernd Lucke mit seiner Partei AfD etwas verändert: „Die ökonomischen Fragen, die Lucke vorbringt und die ja mit den meinen übereinstimmen, müssen nun tatsächlich diskutiert werden – weil Wähler dahinterstehen“.

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