Leoni plant Sanierung ohne Verkauf von Autokabel-Sparte

München. Der Autozulieferer Leoni will keinen zweiten Versuch zum Verkauf seines Auto-Kabelgeschäfts unternehmen. „Wir müssen eine belastbare Lösung finden, die ohne einen Verkauf des Automobil-Geschäfts funktioniert“, sagte der scheidende Vorstandschef Aldo Kamper am im Münchner Club Wirtschaftspresse. Die Verkaufspläne seien ohnehin nur aus der Not geboren gewesen, angesichts der finanziellen Zwänge. Kamper hatte den vereinbarten Verkaufserlös von 442 Millionen Euro ursprünglich als Teil eines Rettungspakets eingeplant. Das Geld sollte an die Banken gehen, bei denen Leoni Milliardenschulden hat. Im Dezember war die thailändische Stark Corporation jedoch überraschend als Käufer abgesprungen.

Angeregtes Gespräch: Aldo Kamper, zu diesem Zeipunkt noch Leoni-Chef, beim Club Wirtschaftspresse.

Leoni hatte sich mit einer starken Expansion bis zu Kampers Amtsantritt verhoben. „Der Lösungsraum ist kleiner geworden“, sagte Kamper. Er gehe aber angesichts der Rolle von Leoni als Lieferant von Kabelnetzen für Autos nicht davon aus, dass sie das Unternehmen fallen lassen. „Sowohl die Banken als auch die Hersteller glauben, dass Leoni gebraucht wird.“ Das habe nicht zuletzt die Ukraine-Krise gezeigt, in der zeitweise die Bänder deutscher Hersteller stillstanden, weil Leoni nicht liefern konnte. „Unsere Kunden wollen mehr mit uns machen“, sagte Kamper. Der Kostendruck lasse allerdings nicht nach. „Reich wird man nicht in der Zulieferindustrie.“

Kamper hatte nur wenige Tage vor seinem Besuch im Club Wirtschaftspresse überraschend seinen Wechsel von Leoni zum österreichischen Halbleiterkonzern AMS angekündigt. Kamper hatte mehr als zwei Jahrzehnte für Osram gearbeitet, zuletzt als Chef der wichtigen Sparte optische Halbleiter. Er verteidigte den Schritt zu AMS als einmalige Chance. „Für mich ist das ein Nachhausekommen. Mein Herz schlägt für die Halbleiterei“, sagte der 52-jährige Niederländer. Alexander Hübner

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