Die Münchner Ökonomin Monika Schnitzer, 58, glaubt nicht, dass die Kaufprämie für Autos verhindert werden kann. „Die Lobby wird sich wohl durchsetzen“, sagte Schnitzer im Club Wirtschaftspresse München. Dabei sei dieses Instrument zur Stärkung der Konjunktur in der Corona-Krise falsch, weil es nur vorgezogene Käufe induziere und schnell wieder verpuffe, sagte die Professorin, die seit Anfang April Mitglied im Sachverständigenrat ist. Der Fokus der Staatshilfen solle lieber auf Klimaschutz und Digitalisierung liegen.
„Autokaufprämien zementieren den Status quo“, meinte Schnitzer. Die Konzerne dürften aber nicht dafür belohnt werden, in den vergangenen Jahren zu wenig diversifiziert und eine große Abhängigkeit von den Märkten China und USA zugelassen zu haben. Außerdem brauchten sie das Geld nicht, weil sie die ganze Zeit gut verdient hätten – trotz Dieselkrise.
Das Argument der Autobosse, auch der Mittelstand profitiere von Zuwendungen an die Autoindustrie, wies Schnitzer ebenfalls zurück. Besser sei es, den Mittelstand direkt zu fördern, zum Beispiel mit der Erleichterung von Verlustvorträgen und Verlustrückträgen. Den Einstieg des Staates bei Unternehmen lehnt die Professorin ab, weil dies den Wettbewerb verzerre: „Und der Staat macht sich damit nur erpressbar“.
Die international renommierte Wissenschaftlerin der Ludwig-Maximilians-Universität wurde wegen ihrer Expertise bei Innovations- und Wettbewerbspolitik sowie bei der Unternehmensfinanzierung in den Sachverständigenrat berufen. Unabhängiger Rat sei für die Politik gerade in diesen Zeiten sehr wertvoll, sagte Schnitzer. Dass die Politik diesem Rat nicht immer folgt, sieht sie gelassen: „Politiker müssen wieder gewählt werden, ich nicht“.
Cornelia Knust