Lufthansa-Chef Spohr: Dritte Startbahn nicht ganz so dringlich

Lufthansa-Chef Spohr über den Flughafen München, den Chaos-Sommer in der Luftfahrt und seine Sorge über den wachsenden Nationalismus

„Die Qualität in München stimmt“, schwärmt Lufthansa-Chef Carsten Spohr über den Flughafen im Erdinger Moos. In München ist die Kranichlinie um zehn Prozent dieses Jahr gewachsen, und auch im nächsten Jahr will die LH hier im hohen einstelligen Bereich zulegen, rechnete Spohr vor dem gut besuchten Club Wirtschaftspresse vor. Die umstrittene dritte Startbahn hält der Vorstandschef derzeit für weniger dringlich.
 
Tendenziell werde die Start- und Landebahn erst etwas später gebraucht, so Spohr. Momentan könne die Fluggesellschaft die Engpässe noch überbrücken durch den Einsatz größerer Maschinen. An den Ausbauplänen am Standort MUC hält er aber fest: „Unsere Position zur dritten Startbahn hat sich nicht geändert. Wenn München auch in Zukunft eine Rolle als weltweiter Drehkreuz-Flughafen spielen will, werden wir spätestens Ende des nächsten Jahrzehnts eine weitere Start- und Landebahn brauchen.“
 
Eine Woche nach dem „Luftfahrt-Gipfel“ drückte Spohr vor dem Club zudem seine Sorge aus, dass auch 2019 wieder mit einer angespannten Lage im Flugverkehr zu rechnen sei. „Alle müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen“, um einen „Chaos-Sommer“ wie in diesem Jahr zu verhindern. Die LH werde 250 Millionen Euro ausgeben, um Verspätungen zu vermeiden. 
 
Auch auf die politische Situation in Europa ging der Flugkapitän mit Wirtschaftsdiplom ausführlich ein. Der zunehmende Nationalismus treibe ihn um, habe Reise- und Zollfreiheit sein Unternehmen doch erst groß gemacht. Die Vorzüge der Europäischen Union hätten die Wirtschaftsmanager nicht ausreichend erklärt, meint Carsten Spohr selbstkritisch. Das habe es Gegnern von Europa leicht gemacht, die Einheit infrage zu stellen. 

Frank Müller