„Manchmal sind die Unternehmen froh, dass wir kommen“, sagt Henning Gebhardt, Fonds-Manager bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS, zum Auftritt seines Hauses bei Hauptversammlungen. Auch wenn der Fonds-Manager zuweilen als scharfer Kritiker der Unternehmensführung auftritt (zum Beispiel bei Siemens oder der Lufthansa), ist er durch die regelmäßigen Treffen mit den Managern wenigstens tief im Thema und frei vom Aktivismus anderer Hauptversammlungsredner. Strukturdiskussionen, die im Aufsichtsrat wegen der Gewerkschaftsvertreter schwer zu führen seien, könnten auf Hauptversammlungen offen angesprochen werden, so dass auch das Management selbst da einmal „Klarheit kriege“.
Gebhardt wiederholt die Kritik an der Zusammensetzung des Siemens-Aufsichtsrats. Da säßen viele drin, die nicht für einen solchen Aufsichtsrat geeignet seien. Dem Gremium fehle es an Flexibilität für einen etwaigen Umbau. Der Vorsitzende Gerhard Cromme und sein Stellvertreter Werner Wenning seien im ähnlichen Alter. Cromme wolle „wohl ewig bleiben“.
Die von Vorstandschef Joe Kaeser für Anfang Mai angekündigte neue Konzernstrategie sieht Gebhardt skeptisch. Die Erwartungshaltung sei groß, aber werde das auch ein größerer Wurf? Dass Siemens das Working Capital immer wieder nachträglich einfangen müsse, sei einfach ärgerlich.
Zur Forderung der Siemens-Betriebsräte nach einer Abwendung der Unternehmensführung von kurzfristigen Margenzielen sagt Gebhardt, das sei einmal interessant zu diskutieren: „Ich denke, wir sind da gar nicht so weit auseinander. Auch für uns zählt nicht nur das Quartalsergebnis. Wir schichten die Anlagen ja nicht dauernd um“.